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Freie Presse vom 31.07.2014 (Text: Ulrich Riedel Bild:Franko Martin )

 

Die Göltzschtalbrücke ist pure Werbung fürs Vogtland und für ganz Sachsen. Über wucherndes Unkraut schaut man da hinweg.

 

FreiePresse 31.07.2014

NETZSCHKAU - Die Göltzschtalbrücke ist um eine Tafel reicher. Sachsens Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) hat das einmalige Bauwerk gestern mit der Übergabe einer Plakette in die "Route der Industriekultur in Sachsen" aufgenommen. Mit 50 weiteren Museen, Bauwerken und anderen Zeugnissen der Industrie soll so eine touristische Rundtour durch den Freistaat angeboten und der Fremdenverkehr auf diese Weise angekurbelt werden. "Wir wollen Sachsen als Kulturland vermarkten", sagte Morlok, und dazu müsse man Marken schaffen.

 

Tourismus-Frau redet Klartext

Bei strömendem Regen nahm Christa Trommer vom Fremdenverkehrsverein Nördliches Vogtland die Tafel erfreut entgegen. "Die Brücke kann jede Ehrung gut gebrauchen", sagte die seit 20 Jahren mit Touristen aus aller Herren
Länder in Kontakt stehende Beraterin und bat sogleich den Minister um Hilfe. Unter der Brücke und daneben wuchert Unkraut, das der Deutschen Bahn gehörende Areal und der Parkplatz direkt an der Brücke wirken nach wie vor im Vergleich zu dem etwas entfernten am großen Parkplatz wenig einladend, argumentierte sie. Doch Christa Trommer erhielt von Sven Morlok eine der Antworten, die sie seit 20 Jahren hört. Da könne man von Dresden aus nicht viel machen, bedauerte der Minister.

 

"Eigentum verpflichtet", meinte Rolf Keil (CDU), der in Vertretung des Landrates den Minister auf seiner Vogtlandtour begleitete. Zugleich lobte er, dass die größte Ziegelbrücke der Welt sowie vier weitere vogtländische Industriedenkmale in den Katalog der Industriekultur-Route aufgenommen worden sind. "Man sollte das gut vermarkten, was man hat", meinte Keil.

 

Das Original von der Ruhr

Neu ist die Idee einer "Route der Industriekultur" nicht. Eine solche Route verbindet in Nordrhein-Westfalen 54 wichtige und touristisch attraktive Industriedenkmäler des Ruhrgebiets. Hochöfen, Gasometer und Fördertürme, die über Jahrzehnte das Gesicht des Ruhrgebiets geprägt haben, werden als wichtige Zeugen der 150-jährigen industriellen Vergangenheit des Reviers touristisch und kulturell wiederbelebt. Die "Metropole Ruhr" sei die Wiege der europäischen Industrialisierung, werben die Macher im Westen. Die dortige Route zeige lebendige industriekulturelle Räume und zugleich attraktive Veranstaltungsorten mit touristischer Anziehungskraft.

Morlok, dessen Amtszeit als Minister sich dem Ende zuneigt, ist zurzeit bemüht, die Idee auch in Sachsen zu etablieren. Der Minister und die landeseigene Tourismusmarketinggesellschaft Sachsen (TMGS) halten gegen, die Kopie an Elbe und Weißer Elster soll die "einstige große Bedeutung Sachsens als wirtschaftlich stärkste Region in Deutschland erlebbar machen".