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FP 2021 09 21 MDR ueberrascht die trabi lady

Überraschung gelungen. Christa Trommer (links) bedankt sich über die MDR-Aktion "Wünsche werden wahr" bei Christa Reiher für 25 Jahre Gästeführungen an der Göltzschtalbrücke. Ausgestrahlt wird der Beitrag im Morgenradio und online. Das MDR-Team Silvio Zschage und Konstantin Henß war am Montag in der Werkstatt von Mike Lötzsch. Foto: Gerd Möckel

Mit ihrem Trabant schnauft Christa Reiher aus Reichenbach schon seit 1989 durchs Vogtland. Am Montag wurden für das von der Göltzschtalbrücke bekannte Duo via MDR "Wünsche wahr".

Reichenbach. Ahnungslos rollt Christa Reiher mit ihrem Trabant in die Kfz-Werkstatt an der Reichenbacher Schlachthofstraße. Dort wartet schon Meister Mike Lötzsch. Der Tüv steht an, außerdem ist die Lenkmanschette hinüber, auch die Vorderbremsen sind wieder fällig. Was kein Wunder ist. Schließlich fährt die 80-Jährige aus Reichenbach mit ihrem Trabi 1.1 seit 1989 durch dick und dünn - fast so wie Wolfgang Stumph mit seinem Schorsch in "Go Trabi Go". Doch der Schorsch von Christa Reiher heißt Schnaufer.

Über ihre große Liebe mit 314.000 Kilometern auf dem Buckel und ihren "Trabi-Idealismus" erzählt die Kundin aber erst später. Noch wundert sie sich vielleicht ein wenig, da die Handwerkskammer gerade jetzt ein Image-Video in der Werkstatt dreht. Das zumindest behaupten Silvio Zschage und Konstantin Henß, die mit Kamera und Mikro bewaffnet etwas abseits gerade die Lehrlingsflaute in der Kfz-Branche besprechen und die Kundin bitten, davon nicht weiter Notiz zu nehmen. Derweil erörtert Christa Reiher mit dem Kfz-Schlosser und Karosseriebau-Meister Details der anstehenden Reparaturen. "Das linke Vorderlicht brennt auch nicht, wollen Sie das selbst machen?", fragt Mike Lötzsch noch. Die Trabi-Fahrerin winkt ab. "Nein, machen Sie mal, alles geht halt auch nicht mehr." Die Täuschung über die wahren Absichten der Herren vom MDR-Sachsenradio-Team "Wünsche werden wahr" funktioniert.

Dann aber rücken Schnaufer und seine Fahrerin urplötzlich ins Rampenlicht. "Ich kenne Sie doch, sind Sie nicht die Frau Reiher von der Göltzschtalbrücke?", fragt Silvio Zschage schelmisch, während Konstantin Henß die Kamera auf die Kundin richtet. Und während Christa Reiher die Frage etwas zögerlich bejaht, taucht auch noch Christa Trommer wie eine Fata Morgana am Auto auf - und bedankt sich im Namen des Fremdenverkehrsvereins Nördliches Vogtland bei Christa Reiher: für 25 Jahre ehrenamtliche Gästeführung an der Göltzschtalbrücke. Weil diese Arbeit kaum offizielle Würdigung erfährt, erklärt die Vereinschefin, sagt der Verein auf diese Weise und damit im Rahmen der seit ein paar Tagen laufenden MDR-Aktion einer seiner Gästeführerinnen der ersten Stunde Danke.

Dann erfährt die wie vom Donner gerührt stehende Christa Reiher von Silvio Zschage, dass Tüv und Reparatur heute mal gratis sind. Die Übernahme von Kosten ist ein zentraler Punkt der im Morgenradio und online ausgestrahlten Sendereihe - über die sich Familie, Freunde oder Arbeitskollegen bei einem lieben Menschen bedanken können.

Das Dankeschön an Christa Reiher ist zugleich ein Abschied. Die Trabi-Lady setzt sich nun zur Ruhe. Mit den anderen Ehrenamtlern des Vereins hat sie etwa 1,2 Millionen Touristen an der Brücke beraten und ihnen das Gefühl gegeben, im Vogtland und an dem lange vergessenen Weltwunder willkommen zu sein. Und die Welterbe-Initiative jetzt? "Schön. Aber ich weiß auch, dass ich das alles nicht mehr erleben werde." Klar ist aber auch: Solange sie ihren Trabi fahren kann, solange gehören Abstecher an die Brücke zum Programm. Und dann? "Dann fährt Schnaufer hoffentlich immer noch." Der Enkel hat nämlich schon Ansprüche angemeldet.

Bis dahin bleibt sie ihrem Trabi treu. Ein "Westauto" käme für Christa Reiher nie in die Tüte. "Ich kann nur Trabant." Nur einmal hat sie etwas anderes probiert. "Geht nicht. Ich bin eine Trabi-Idealistin." Also eine, die ihrem Trabi auch gut zuredet. Auf dass er sie stets gut nach Hause bringe. Manchmal kriegt der Viertakter sogar etwas anderes zu saufen als Sprit. Jüngst zu seinem 30-Jährigen gab's einen Schluck Sekt über die Karosse. Auf gutes Auskommen und unfallfreie Fahrt. Diese Liebesbeziehung lässt sie sich etwas kosten. Tausende Euro für Reparaturen und sogar einen Motorentausch nach 250.000 Kilometern. Davon hat Christa Reiher etliche als Gästeführerin unter die Räder genommen. Etwa wenn sie die Touren durchs Vogtland abgefahren ist, die sie dann mit Reisebussen in Angriff nahm. "Es hätte ja sein können, dass es irgendwo eine Sperrung gibt."

Zum FreiePresse Artikel vom 21.09.2021

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Links zum Video:

W.W.W. - Wünsche werden wahr mit dem Sachsenradio

Youtube - Den Trabi fit machen für den TÜV | Wünsche werden wahr | MDR