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Bei der Veranstaltung am Samstag herrschte nicht nur wegen des Regens kein eitel Sonnenschein. Anrainer kritisierten den Zustand des Brückenareals. Werbung für die Göltzschtalbrücke sieht wohl anders aus.

FP 2017 04 24

Netzschkau. Zur Veranstaltung "Eröffnung der Sichtachse" an der Göltzschtalbrücke am Samstag war nicht alles eitel Sonnenschein. Das hatte weniger mit Petrus zu tun, der pünktlich seine Schleusen öffnete und die Teilnehmer im Regen stehen ließ. Einige, die der Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten Stephan Hösl zu der als Dankeschön für die Helfer und Werbung für den Fremdenverkehrsverein Nördliches Vogtland (FVV) gedachten Veranstaltung gefolgt waren, ließen mehr Dampf ab als die Lokomotiven, die ab und an über die Brücke schnaufen. Zu den Kritikern gehörte Claudia Schmidt, die einen Garten in der Nähe hat und das Geschehen um das einmalige Bauwerk verfolgt.

"Ich sehe niemanden, der Ihr Dankeschön entgegennehmen kann. Das bissel Bier ist lächerlich. Besser wäre es, wenn Sie den nächsten Arbeitseinsatz finanzieren", sagte sie an Hösl gewandt und fragte, warum es niemanden gibt, der den Schirm für die Gestaltung und Pflege des Brückenareals übernähme. In ähnlicher Art äußerte sich Ulrich Haftmann, der in Brückennähe wohnt. "Hier ist immer noch Saustall. Das geht schon an der Zufahrt los, wo seit Wochen ein umgekipptes Schild liegt. Auf dem Rundwanderweg um die Brücke gibt es noch eine einzige Bank."

Zuvor hatte sich der CDU-Politiker bei den Helfern bedankt, die das Gelände jüngst so von Wildwuchs befreit hatten, dass die Brücke wieder in allen vier Etagen sichtbar wurde. Netzschkaus Bürgermeister Mike Purfürst (Gewerbeverein), der einen ersten Arbeitseinsatz auf Netzschkauer Seite organisiert hatte, erklärte: "Das war ein Anfang. Wir müssen an einem Konzept stricken, das auch die Pflege beinhaltet. Und Pflege kostet Geld. Wenn wir nur auf das Ehrenamt bauen, gehen wir bitterböse unter. Übergeordnete Stellen müssen das erkennen und finanzielle Grundlagen schaffen, sonst werden wir hier am ausgestreckten Arm verhungern", machte der Ortschef deutlich. Doch weder übergeordnete Stellen - das Landratsamt, das von den Anliegerkommunen Geld für den Platz erhält, war nicht vertreten - noch der Landtagsabgeordnete machte den Anwesenden da Hoffnung.

Auch von anderen Gästen kamen keine Vorschläge, wie es in Zukunft weitergehen soll. Stattdessen spielte Gisela Weck, die als Stellvertreterin des im Urlaub befindlichen Reichenbacher OB vor Ort war, den Ball an die aufmüpfigen Bürger zurück und forderte Claudia Schmidt auf, doch die von der Kritikerin geforderte Arbeitsgemeinschaft Göltzschtalbrücke zu leiten. Anwesende Vertreter von vogtländischen Unternehmen schwiegen angesichts der aufgeheizten Atmosphäre.

Ausgangspunkt für die Veranstaltung war die Finanznot des FVV, dem seit langem das Geld zur regelmäßigen Öffnung des Infopunktes an der Brücke fehlt. Die Bundestagsabgeordnete Yvonne Magwas (CDU) hatte zu einer Vorstandssitzung Ende 2016 versprochen, bei ihrer Reihe "Magwas hilft" dafür Spenden zu sammeln. Die 500 Euro, die daraufhin bei einem Abend mit Jens Spahn zusammengekommen waren, übergab sie am Samstag an die Vereinsvorsitzende Christa Trommer. Einen Scheck über 4020 Euro hatte Angelika Riechert mitgebracht. Die Summe steht für die Leistungen, die ihr Unternehmen für den FVV erbringt - zum Beispiel bei der Gestaltung und Pflege von Internetpräsenzen und bei anderen Werbemaßnahmen. Christa Trommer machte anhand weniger Zahlen die Bedeutung des Infopunktes vor Ort deutlich, der wegen fehlender Mittel nur sporadisch besetzt werden kann.

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